Nicht jede*r Wohnungslose lebt auf der Straße, doch diejenigen, die das tun, haben mit großen Schwierigkeiten zu kämpfen, die durch die Corona-Krise drastisch verstärkt wurden.
Ein großes Problem ist strategische Diskriminierung durch defensive Architektur, auch Hostile Design genannt. Darunter fallen beispielsweise Bänke mit Metallbügeln, abgeschrägte Mauern, Mauern mit Stacheldraht, Sitzgelegenheiten mit scharfen Kanten, Spitzen oder Zäunen. Es gibt sogar Mülleimer, die so konzipiert sind, dass man nicht reingreifen und nach Pfandflaschen suchen kann. Diese Maßnahmen, oft von Städten und Ordnungsämtern initiiert, machen das Schlafen in vielen Nischen, auf Bänken, unter Brücken und vielerlei öffentlichen Orten unmöglich. Besonders Großstädte geben in dieser Form viel Geld aus, um Obdachlose aus den Stadtzentren zu vertreiben.
In einer Einrichtung zu übernachten ist ebenfalls schwieriger geworden. Die Anzahl an Tagen, die KlientInnen Ansprüche auf Übernachtungen haben, variiert zwischen den Landkreisen. Organisation und Richtlinien sind generell sehr dezentral, somit ist es sehr kompliziert, sich einen Überblick zu verschaffen. Die Schlafmöglichkeiten sind sowieso begrenzt und hoch ausgelastet, durch die Corona-Krise werden Mehrbettzimmer nur einzeln belegt, wodurch sich die Kapazitäten noch stärker verringern.
Auch einige Tafeln, auf die viele Obdachlose angewiesen sind, mussten vorübergehend schließen, da sie oft (fast) ausschließlich von Ehrenamtlichen betrieben werden, die altersbedingt oft zur Risikogruppe gehören oder es nicht möglich war/ist, den Betrieb unter Berücksichtigung der Hygienemaßnahmen weiterzuführen.
Verfasser: Carla Soloperto
Islinger, L. (o.J.) – „Hostile Architecture“ in London und Hamburg – https://hamburg-fuer-alle.blogs.uni-hamburg.de/essay-hostile-architecture/ – Letzter Zugriff: 10.07.20 um 15:00 Uhr
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